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Was macht eigentlich eine Interaction Designerin?

Früher waren da die klassischen Designer. Mit Stiften auf Papier zeichneten sie Entwürfe und Produktskizzen, detailgenau wie auf einem Foto. Irgendwann verlagerte sich diese Arbeit auf Computer, statt analoger Zeichenstifte nutzten Designer fortan Grafik-Programm und Bildschirm um ihre kreativen Ideen für zumeist analoge Produkte sichtbar zu machen.

Digitale Produkte entwickeln, die Kunden das Leben erleichtern!

Ein Toaster, ein Telefonhörer oder auch ein Bankautomat – sie alle sind einmal aus dem Ideenreichtum eines Designers entstanden. Aber natürlich sind auch Webseiten und Software zu einem Teil Ergebnisse der Arbeit von Designern.

Kreativ oder formschön bedeutet aber nicht immer, dass ein (digitales) Produkt auch alltagstauglich ist. Und genau hier kommen Interaction Designer ins Spiel: Denn Interaction Design befasst sich mit der Frage, wie Menschen leicht und ihrer Intuition folgend, ein Produkt bedienen können, das obendrein idealerweise auch eine ansprechende Gestaltung hat. Und ihnen damit das Leben erleichtert.

Unsere Interaction Designerin Jasmin erklärt die Bedeutung ihres Jobs bei der Software- und Web-Entwicklung und warum ihre Arbeit niemandem auffällt, wenn sie sie gut gemacht hat.

Jasmin, was genau ist Deine Aufgabe bei BÖWA?

Mein Job hier reflektiert auf zwei Bereiche. Da ist zum einen die individuelle Software-Entwicklung, zum anderen das Webdesign. Auf die Entwicklung von Software bezogen bilde ich sozusagen die Vorhut und hinterfrage beim Kunden, welche Prozesse er mit einer neuen Software unterstützen oder vereinfachen möchte und wo genau seine Bedarfe und Ziele liegen. Darauf aufbauend erstelle ich gemeinsam mit unseren Entwicklern ein Konzept der zu programmierenden Anwendung sowie grafische Entwürfe der Software-Oberfläche.
Beim Webdesign komme ich ins Spiel, wenn es um gestalterische Elemente, aber auch um sinnvolle Navigationskonzepte geht.
Ziel ist es in allen Fällen, eine wirklich benutzungsfreundliche digitale Lösung zu schaffen, mit denen die Leute gern arbeiten, weil sie ihr Leben erleichtert. Zusammenfassend nennen wir das Usability, also Gebrauchstauglichkeit. Daher berate ich auch Kunden bzgl. der Usability ihrer bestehenden digitalen Produkte.

Was genau bedeutet denn Usability in Bezug auf Digitalisierung?

Für Nutzer digitaler Produkte ist eine gute Usability ganz selbstverständlich, d.h. er setzt ganz einfach voraus, dass eine Software vernünftig funktioniert und sich ihm das Anklicken der richtigen Schaltflächen oder programminterne Befehlsstrukturen intuitiv erschließen. Oder dass er bei Websites schnell und mit möglichst wenigen Klicks die Infos findet, nach denen er sucht. Niemand würde z.B. in einem Webshop erst alle seine Daten eingeben wollen, bevor er überhaupt was in den Warenkorb legen kann.

Meine Arbeit ist also dann getan, wenn sie keinem wirklich auffällt ;-).

Und trotzdem hast Du Interaction Design studiert?

Auf jeden Fall! Ich habe nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung als Mediengestalterin gemacht, wo ich schwerpunktmäßig kreative Gestaltung gelernt habe. Danach wollte ich mich gern weiterentwickeln und da ich ein ziemlich analytischer Mensch bin, habe ich mich in den Themenfeldern des Studiengangs Interaction Design total wiedergefunden mit meinen Interessen. Design, also kreatives Wirken, ist dabei eher ein Randthema. Stattdessen lernt und vertieft man hier das Denken in Prozessen. Und das methodische Vorgehen bei der Produktdefinition bzw. der technischen Produktgestaltung. Im Zentrum steht die Beantwortung der Frage, wie ich die Bedarfe von Nutzern richtig ermittle und sie dann in das Produkt integriere. Das unterscheidet das Interaction Design im Übrigen auch maßgeblich vom UX-Design. Bei letzterem liegen die Schwerpunkte halt eher auf der Gestaltung und nicht auf dem Prozess, den ein Nutzer durchläuft und erlebt.

Wo liegen Deine besonderen Herausforderungen in der täglichen Arbeit?

Bei der individuellen Software-Entwicklung leiste ich, wie schon gesagt, viel Vorarbeit. Meistens wissen unsere Kunden genau, was ihr Problem ist: Die alte Software passt nicht mehr zum Geschäftsmodell und zum veränderten Kunden- oder Lieferantenkreis. Dann sucht man zunächst nach passender Standardsoftware, finden im riesigen und unübersichtlichen Angebot am Software-Markt aber nicht das passende Produkt. Oft sind Unternehmensprozesse auch so komplex, dass der Kunde gar nicht genau weiß, was für eine Software-Lösung er wirklich braucht. Dies erarbeite ich dann mit den Kunden: Welche Prozesse gibt es, wie laufen diese ab, welche Features einer Software sind für den reibungslosen Arbeitsablauf im Unternehmen notwendig?
Für die individuelle Entwicklung müssen die gewünschten Features in ihrem Umfang dann genau beschrieben und eine Vielzahl an Regeln definiert werden. Welches Format haben die Daten, die eingegeben werden können? Handelt es sich dabei um Zahlen, Prozentwerte, Stunden oder Texte? Gibt es minimale oder maximale Werte? Muss etwas automatisch in der Anwendung passieren, wenn bestimmte Schwellen überschritten sind?
Erst wenn alles abgestimmt ist, beginnen unsere Entwickler mit der Programmierung einer individuellen Software. Denn was bei späterer Anforderung auf der Software-Oberfläche z.B. nur als weitere Spalte in einer Tabelle zu erkennen ist, bedeutet oft einen immensen zusätzlichen Programmierungsaufwand. Daher muss ich alle Optionen vorab mit dem Kunden abklopfen.

Wenn man die beiden Wortbestandteile Deines Jobs mal auseinandernimmt, was ist wichtiger, die „Interaction“ oder das „Design“?

Beides geht schon miteinander einher. Wenn eine Software toll funktioniert oder man mit jeweils zwei Klicks auf einer Website am Ziel ist, das Ganze in der Oberflächengestaltung aber an die frühen 90er Jahre erinnert, dann ist ein Nutzer am Ende auch nur halb begeistert. Die meisten von uns sind sehr visuell geprägt. Moderne Websites leben von guten Bildern, Infografiken und übersichtlich gestalteten Texten. Bei Software ist es ähnlich, hier punktet man mit verständlichen, auf einen Blick erfassbaren grafischen Auswertungen und sinnvoll angeordneten Schaltflächen.
Interaction Design heißt am Ende, dass ich mit meiner Arbeit ein positives Nutzungserlebnis schaffe. Dafür sind sowohl die Gestaltung als auch die Funktion von Bedeutung. Ich möchte dazu beitragen, dass unsere Kunden wirklich begeistert sind von den digitalen Produkten, die wir für sie entwickeln!

KI – Künstliche Intelligenz – ist momentan in aller Munde. Glaubst Du, dass ein lernender Algorithmus irgendwann genauso gut die Bedürfnisse eines Nutzers erfassen und sein Benutzungserlebnis verbessern kann?

Ehrlich gesagt, nein. Die Erfahrung zeigt, dass den Nutzern selbst meistens nicht klar ist, welche Bedürfnisse sie haben. Bittet man Nutzer ihre Idealvorstellung z.B. einer Software-Oberfläche für ihren Anwendungszweck aufzuzeichnen, fällt das vielen echt schwer. Noch schwerer wird das, wenn ganze Prozesse skizziert werden sollen. Also bin ich als Interaction Designer die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine und kann gerade bei der individuellen Software-Entwicklung auch subjektive Empfindungen von Nutzern einbeziehen.
Maschinen können diese Schnittstelle zu sich selbst nur schwer darstellen. Zum einen müssten die gesammelten Daten der Nutzer, sehr vieler Nutzer, zunächst digital gespeichert und dann Maschinenlesbar gemacht werden. Zum anderen fehlt der Maschine eben eine empathische Herangehensweise.
Ich kann mir aber schon vorstellen, dass Design und Layout von digitalen Oberflächen künftig durch eine KI stärker unterstützt werden können, indem sie z.B. selbst Layoutvarianten vorschlägt, die angepasst werden können.

UX by böwa.

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